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  • Sandra

Krankheitskeime im BARF-Fleisch

Aktualisiert: 15. Apr.

Die Keimbelastung von rohem Fleisch ist ein großes Thema beim Barfen.

Dieser Beitrag soll helfen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, welche Keime uns beim Barfen begegnen, unter welchen Bedingungen sie gefährlich werden können, und welche Hygienemaßnahmen man ergreifen kann, um Infektionen zu vermeiden.

Hand mit blauem Handschuh hält eine Petrischale mit Bakterienkultur
Bakterien sind potentielle Krankheitserreger in BARF-Fleisch

Kann rohes Fleisch (BARF) eine Gefahr für die Gesundheit deines Hundes sein?

Ja, der Verzehr von rohem Fleisch kann die Gesundheit beeinträchtigen. Rohfleisch kann verschiedene Keime enthalten, die gefährlich sein können. Und zwar für Menschen und Tiere.

Keime sind Mikroorganismen, die Krankheiten auslösen können, sogenannte pathogene Erreger.

Sie finden sich immer auf dem Fleisch und in Fisch, denn allein durch den Schlachtprozess kommen Fleisch und Innereien mit Keimen in Verbindung. Wenn es viele Erreger sind, spricht man von einer hohen Keimlast des Fleisches. Auch die Herkunft des Fleisches ist dabei nicht von Bedeutung: Keime können auf und in Fleisch vom Discounter, vom Bauernhof-Direktvermarkter, aus Barf-Shops sowie vom Metzger enthalten sein. Fleisch in „Lebensmittelqualität“ ist deshalb nicht weniger keimbelastet.


Welche Keime können in rohem Fleisch gefährlich werden?

Die häufigsten Keime im Rohfleisch aber auch in anderen rohen, tierischen Lebensmitteln sind Bakterien, Viren und Parasiten.


Beispiele für Bakterien


  • Clostridien (cl. difficile, cl. botulinum führen zu Bildung von u. a. sehr starken Giftstoffen, die die Darmschleimhaut und das Nervensystem schädigen 7 Bildung von Entero- und Neurotoxinen)

  • Campylobacter spp. (spp. = Mehrzahl von sp. / species („Art“, also wenn man von mehreren Arten einer Gattung spricht / mehrere Campylobacter Arten, Durchfallerreger

  • Escherichia coli / EHEC. Die E. coli Stämme STEC und EHEC kommen natürlicherweise im Darm von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen vor. Tiere, die STEC/EHEC-Keime ausscheiden, zeigen keine Erkrankungsanzeichen. Über den Kot gelangen die Bakterien in die Umwelt. Ebenso ist E. coli Bestandteil der Darmflora des Menschen. Bestimmte Stämme von Escherichia coli können bei Tieren und Menschen schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen.

  • Listerien, stäbchenförmige Bakterien

  • Neorickettsia helminthoeca (Vorkommen im pazifischen Lachs, in Forellen und Salamandern)

  • Salmonellen (Vorkommen auf Fleisch / Geflügelfleisch / im Trinkwasser)

  • Yersinien (Yersinia enterocolitica, auch Yersinia pestis / Pesterreger)


Wichtig ist auch zu wissen, dass nicht nur Fleisch, sondern auch andere Produkte wie Rohmilcherzeugnisse, Gemüse und Salate keimbelastet sein können. Letztere werden durch organische Düngung (Jauche, Mist) verunreinigt). Eier tragen oft Campylobacter auf der Oberfläche, Salmonellen kommen häufig auf getrockneten Kauartikeln und selbst in Trinkwasser vor.


Keime brauchen bestimmte Temperaturen zum Überleben. Am wohlsten fühlen sich die meisten Bakterien zwischen 25° C und 40° C. Das erkennt man daran, dass sie sich in diesem Bereich besonders stark vermehren. Unter 9° C und über 60 °C stellen sie entweder ihre Aktivität ein oder sterben ab. Deswegen sollte die Kühlschranktemperatur bestenfalls 7° C und darunter betragen. Die unteren Fächer sind die kältesten. Aus diesem Grund lagert man hier leicht verderbliche Lebensmittel.

Yersinien, Clostridien und viele andere Keime vermehren sich jedoch auch schon bei niedrigeren Temperaturen um 4° C.


Merke: Eine Lagerung im Kühlschrank schränkt die Vermehrung von Bakterien nur ein, sie werden dort nicht unschädlich gemacht!


Parasiten – ein paar Beispiele:

  • Bandwürmer und Spulwürmer

  • Einzeller (Sarkosporidien, Toxoplasmose-Erreger Toxoplasma gondii)

  • Trichinen Fadenwürmer

Viele Würmer haben einen interessanten Lebenszyklus und benötigen Wirte, um ihn vollständig zu durchlaufen. Die Ansteckung mit ihnen erfolgt überwiegend nicht direkt durch das Fressen von Würmern im Fleisch, sondern durch das Aufnehmen von Wurmeiern und Finnen, die durch Schmierinfektion aus dem Darm auf das Fleisch gelangen.


Ein Beispiel für Viren:

  • Aujezky Virus

Das Aujezky Virus ist ein weltweit verbreitetes Herpes-Virus und hochansteckend für viele Säugetiere. Interessanterweise sind Primaten und Pferde nicht empfänglich. Schweine – Haus- und Wildschweine sind die Hauptwirte des Virus, sie überleben meist die Erkrankung und es kommt zu einer Viruslatenz („schlafende“ Viren). Für Hunde verläuft eine Ansteckung mit dem Virus jedoch immer tödlich.


Wie erkennt man, ob Fleisch belastet ist?

Würmer und Wurmeiern sowie Trichinen werden u. U. bei der Fleischbeschau, also der tierärztlichen Untersuchung des Schlachtkörpers entdeckt. Einzeller, Bakterien und Viren sind jedoch nicht mit bloßem Auge auszumachen, auch die Geruchsprobe ist nicht sicher: Man sieht den betroffenen Lebensmitteln nicht immer an, dass sie mit Erregern befallen sind: Die Keime kann man weder schmecken noch riechen.


Kann man im Barf Krankheitskeime abtöten?

Die sicherste Methode Fleisch Keime abzutöten ist das Abkochen. Dann handelt es sich jedoch nicht mehr um Fleisch, dass sich zum Barfen eignet, denn hier möchte man ja frisches, ungegartes Fleisch verwenden.


Die zweite, praktikable Methode ist das Einfrieren. Das Einfrieren tötet viele Bakterien und Parasiten sicher ab. Wie lange Fleisch eingefroren werden muss, um Finnen und Eier von Würmern abzutöten ist jedoch unklar: Man geht jedoch von mind. 1 Woche bei minus 23 °C aus, besser länger.

Bei Viren sieht die Sache etwas anders aus. So auch das Bundesinstitut für Risikobewertung:


"Viren sind keine Bakterien.
Viren verhalten sich grundsätzlich anders als Bakterien, daher sind andere Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich, auch im Lebensmittelsektor. Laut Informationen des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) vermehren sich Viren, anders als Bakterien, nicht in Lebensmittel. Auf Viren wirkt eine Kühlung eher stabilisierend und tötet sie meist nicht ab. Da Viren auch bei hohen Temperaturen außerordentlich stabil sind, sollte man betroffene Lebensmittel lang anhaltend erhitzen“.

Das Aujezky-Virus ist sehr widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse. Es überlebt monatelang bei vier Grad Celsius und sogar acht Minuten bei 80 °C. Wer also seine Hunde unbedingt mit Schweinefleisch füttern möchte, sollte dieses vorher unbedingt länger abkochen.


Wann kommt es zu Infektionen?

Die belebte Umwelt ist voll von Abermillionen Mikroorganismen und alle Lebewesen entwickeln Strategien gegen Infektionen – sie bilden Immunsysteme aus. Kritisch wird es, wenn (potenziell) pathogene Keime im Übermaß vorhanden sind – also die Futtermittel eine hohe Keimlast besitzen und der Infektionsdruck auf die Tiere damit ansteigt. Je schwächer das Immunsystem ist, umso leichter hat es auch schon kleine Anzahl der Erreger, eine Krankheit auszulösen.

So erklären sich auch die beiden Maßnahmen gegen Barf Krankheitskeime:


1) die Keimbelastung muss möglichst gering gehalten werden und

2) die Empfänger der Keime – also unsere Hunde – sollten bestmöglich immunstark sein.


Was kann man selbst tun, um das Infektionsrisiko beim Barfen minimieren?

Um das Infektionsrisiko zu minimieren, solltest du beim Barfen folgende Dinge beachten:


Ziel: Geringe Keimzahl erreichen

  • Frische und Qualität des Fleisches: Je frischer das Fleisch, umso weniger Keime befinden sich auf der Oberfläche

  • Kühlkette einhalten (ggf. online-Einkauf überdenken)

  • Durch Einfrieren

  • Durch Abkochen (dann kein Barf mehr)

  • Durch Wegschütten des Auftauwassers (insbesondere bei Geflügel), ggf. große Fleischstücke kurz abwaschen

  • Vermehrung vermeiden: Temperaturen beachten

  • Schnelligkeit bei der Verarbeitung

  • Auf korrekte Lagerung achten (nicht unter Luftabschluss lagern / cl. botulismus)

  • Hygiene in der Küche (Utensilien, Spültücher, Behälter, Müll)

  • Hygiene im Kühlschrank

  • Hygiene am Napf


Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Füttern von rohem Fleisch an Hunde nur geringe Gefahren birgt, wenn man eine Hygiene beachtet, die sowieso zum Standard der Lebensmittelverarbeitung in der heimischen Küche gehört.

Sauberkeit, gute Herkunft, seriöse Lieferanten, Frische und Schnelligkeit bei der Verarbeitung sind entscheidend. Wenn du diese Punkte beachtest, kannst Du gesunden Hunden rohes Fleisch problemlos füttern.


Brauchst du Hilfe beim Barfen oder weißt noch nicht genau, wie ein gesunder Barf-Plan für deinen Hund aussehen könnte? Ich helfe dir gerne beim Erstellen eines Fütterungsplans und erkläre dir alle Komponenten ganz genau. Lass uns gerne einfach dazu telefonieren … Vielleicht bis bald!


PS: Das Erstgespräch ist natürlich kostenfrei. Es dient dazu festzustellen, ob mein Angebot für Dich das passende ist. Sehr gerne beantworte ich auch alle Fragen zu meinem Beratungsangebot vorab per E-Mail. ​Hierzu schreib mir einfach eine Nachricht an napfnatura@mailbox.org.



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