Ein wichtiger Entgiftungsprozess und ein Ausflug zum Stoffwechsel der Katzen
Willkommen zu einem faszinierenden Thema, das sich tief in den Kern der biochemischen Prozesse einschleicht – die Glucuronidierung bei Hund und Katze. Dieser Stoffwechselvorgang mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, aber keine Sorge: in diesem Beitrag werde ich den Vorgang nur kurz erklären, denn er ist wichtig, wenn es um den Einsatz von pflanzlichen Heilmitteln bei Katzen geht, die sich damit grundsätzlich stark von Hunden unterscheiden.
Die Glucuronidierung im Allgemeinen ist ein essenzieller Prozess, der den Abbau und die Ausscheidung von endogenen und exogenen Substanzen bei Menschen und Tieren ermöglicht. Diese Substanzen können ganz vielfältig sein:
Medikamente
Entzündungshemmer
Paracetamol
Antiepileptika
Steroidhormone
Bilirubin (ein Abbauprodukt des Hämoglobins)
Giftstoffe
Alkohol
aber auch viele Stoffe, die sich in Futterpflanzen, Heilpflanzen und Kräutern finden und zu den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen gehören:
Terpene
Phenole
Flavonoide
Ätherischöl-Substanzen und viele mehr.
Man kann den Prozess der Glucuronidierung auch als Biotransformation bezeichnen. Er findet mehrstufig statt und wird in drei Phasen eingeteilt. Hierbei werden die auszuscheidenden Stoffe an Glucuronsäure gebunden und zu sogenannten Glukuroniden umgewandelt. Diese sind im Vergleich zu den ursprünglichen Substanzen dann entsprechend wasserlöslicher und zudem inaktiv. Die Glucuronidierung findet in der Leber statt (1)
Im Körper kommt es zur Glucuronidierung, um eine Vielzahl von Substanzen wasserlöslicher zu machen und auf diese Weise ihre anschließende Ausscheidung aus dem Körper über Urin oder Kot, bzw. über die Galle aus der Leber zu ermöglichen.
Die Glucuronidierung ist damit ein wichtiger Schritt im Stoffwechsel, der hilft, schädliche Substanzen auszuscheiden und den Körper gesund zu halten. Er ist somit sehr bedeutsam für die natürliche, körpereigne Entgiftung oder Detoxifikation. Ohne ihn könnten schädliche Substanzen im Körper verbleiben und auch Medikamente Schaden entfalten.
Besonderheiten der Glucuronidierung bei der Katze
Bei Katzen weist der Stoffwechsel eine metabolische Besonderheit auf. Diese besondere Eigenschaft hat weitreichende Auswirkungen auf die Verabreichung von Arzneimitteln an Katzen und generell auch von pflanzlichen Zubereitungen, die bei Katzen eingesetzt werden. Hier nun einige wichtige Punkte, die die Besonderheiten der Glucuronidierung bei Katzen hervorheben:
Katzen zeigen einen Mangel an Glucuronyltransferase, dem Enzym, das für die Umwandlung entscheidend ist.
Dies hat zur Folge, dass Katzen viele, v. a, pflanzliche Substanzen weniger effektiv, gar nicht oder nur stark verlangsamt umwandeln können, was zu einer erhöhten Ansammlung von Toxinen führen kann.
Aufgrund dieser sogenannten Glucuronidierungsschwäche bei Katzen ist es besonders wichtig, bei der Auswahl und Dosierung von Arzneimitteln, aber auch von Anti-Parasitika äußerst vorsichtig zu sein. Eine falsche Dosierung kann zu unerwünschten Nebenwirkungen oder sogar zu tödlichen Vergiftungserscheinungen bei Katzen führen.
Permethrin
Ein Beispiel für ein Anti-Parasitikum, das bei Katzen nicht angewendet werden sollte, ist Permethrin. Permethrin ist ein Insektizid, das zur Behandlung von Flöhen und Zecken bei Hunden verwendet wird. Bei Katzen kann Permethrin toxische Wirkungen verursachen. Der Grund dafür liegt in der Glucuronidierungsschwäche der Katze, die ich zuvor erwähnt habe. Katzen fehlt das entsprechende Enzym, das für den Abbau und die Ausscheidung von Permethrin notwendig ist. Bei Katzen kann der Kontakt mit Permethrin-haltigen Produkten zu schweren Vergiftungserscheinungen führen, einschließlich Krämpfen, Zittern, Zuckungen, Übererregbarkeit, Erbrechen, Durchfall und sogar zum Tod führen.
Permethrin wurde aus der Dalmatinischen Insektenblume als Kontaktinsektizid (Pulver) entwickelt und wirkt gegen Läusen, Milben, Flöhen, Ameisen, Wanzen. Die in der Insektenblume natürlich enthaltenen, antiparasitär wirkenden Pyrethine wurden mit einem Wirkstoff kombiniert, der das bereits erwähnte Enzym Cytochrom P-450 in seiner Aktivität, also der Beschleunigung der Glucuronidierung, hemmt. Somit wird der Abbau der Phyretine in den Insekten verhindert, die schließlich an der Akkumulation der Phyretine-Gifte sterben.
Wichtig: Permethrin-Produkte, die für den Einsatz bei Hunden bestimmt sind, bei Katzen niemals verwendet werden sollten. Es dürfen bei Katzen nur Anti-Parasitika spezifisch für Katzen verwendet werden!
Somit muss die Verabreichung von pflanzlichen Stoffen, einschließlich Kräutern, bei Katzen mit Vorsicht erfolgen. Katzen sind Nahrungsspezialisten und auf (fast) ausschließlich tierische Kost ausgelegt. Evolutionär bedingt kann ihre Leber daher viele sekundäre Pflanzenstoffe nicht effizient abbauen.
Weitere Beispiele für Substanzen, die nicht an Katzen angewendet werden dürfen sind, Teebaumöle und Alkohollösungen/Antiseptika. Auch viele Gewürzpflanzen enthalten v.a. sehr hohe Phenolanteile (bspw. Thymian, Nelken, Oregano), die glucuronidiert werden müssen.
Auch Gerbstoffe sind kritisch, da sie ebenfalls phenolische Bestandteile haben. Eichenrinde enthält dagegen sogenannte Catechingerbstoffe, die nicht oder kaum resorbiert werden und deshalb auch nicht in die Leber gelangen.
Auf Nummer sicher geht man, wenn man besondere Vorsicht bei der Gabe von pflanzlichen Bestandteilen walten lässt und diese nicht täglich oder nicht mehrmals täglich anbietet (Verhinderung der Ansammlung).
Die Glucuronidierung bei Hund und Katze ist ein faszinierendes Thema, das Einblicke in die Komplexität der metabolischen Prozesse dieser Tiere bietet. Die Kenntnis über diese Stoffwechselbesonderheit ist unerlässlich, um die Gesundheit und Sicherheit von Katzen zu gewährleisten.
Interessanterweise gibt es zu diesem spezifischen Thema der Glucuronidierungsschwäche bei Katzen leider nur begrenzte Studien und Forschungsergebnisse.
Glucuronidierung bei Hunden
Hunde weisen diese Besonderheit im Stoffwechsel nicht auf – die Verwendung vieler Kräuter und Pflanzen ist bei ihnen viel unkritischer. Außerdem akzeptieren sie Kräuter, auch Bitterkräuter wie Löwenzahn und Schafgarbe, viel besser als Katzen. Trotzdem sollte auch bei Hunden jeder Einsatz von Heilkräutern mit Bedacht, Verstand und Wissen erfolgen.
Hast du Fragen zum Thema? Lass es mich gerne wissen – ich berate Dich gerne!
Quellen und Anmerkungen
(1) Die Glucuronidierung findet im endoplasmatischen Retikulum der Hepatozyten, also in der Leber statt. Wichtige Enzymsysteme in diesem Prozess sind dabei das Cytochrom P-450 und die UDP Glucuronosyltransferase.
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