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  • Sandra

Die optimale Kalziumversorgung des Hundes

Aktualisiert: 2. Sept. 2022

Der Kalziumbedarf des Hundes ist nicht in Stein gemeisselt!


  1. Was ist Kalzium überhaupt?

  2. Die Kalziumregulation im Hundekörper.

  3. Wieviel Kalzium benötigt ein Hund?

  4. Kalziumreiche Futtermittel

  5. Wann muss man Kalzium zufüttern?

  6. Trächtigkeit, Welpen und Senioren – was muss ich beachten?


1. Was ist Kalzium überhaupt?

Kalzium gehört zu den Mengenelementen im Hundekörper, d. h. es kommt im Grammbereich pro Kilogramm "Körpertrockensubstanz" vor. Ein Hund enthält ca. 10 – 15 g Kalzium pro Kilogramm Körpermasse. 98 – 99 % des Kalziums lagert ein Hund in seinem Skelett ein (gebundes Kalzium). Nur ein sehr geringer Teil kommt frei in den Weichgeweben vor (freies, ionisches Kalzium)(1).

Kalzium ist stark an das Vorkommen von Phosphor gebunden – viele Stoffwechselvorgänge funktionieren nur mit diesen beiden Mengenelementen zusammen, bzw. nur, wenn diese im optimalen Verhältnis zueinander im Körper vorliegen.


Kalzium hat eine herausragende Bedeutung für

  • die Stabilität und Funktion des Skeletts (Knochen, Gebiss)

  • die Steuerung von Stoffwechselabläufen

  • die Blutgerinnung

  • die Kontraktion der Muskeln

  • die Permeabilität (Durchlässigkeit) der Blutgefäße


2. Die Kalziumregulation im Hundekörper

Der Kalzium-Spiegel im Blut des Hundes wird in engen Grenzen reguliert. Hierbei sind mehrere Organe und Verbindungen beteiligt:

  • die Nebenschilddrüsen

  • die C-Zellen der Schilddrüse und

  • Vitamin D-Metabolite

Kalzium wird über den Darm aufgenommen und über die Nieren und den Kot wieder ausgeschieden. In die Knochen wird das Kalzium in Form von Kalziumphosphat eingelagert.


Für ein stabiles, physiologisches Kalizumverhältnis im Körper in v.a. zwei Einflussfaktoren zuständig: Das in den Nebenschilddrüsen gebildete Parathormon (PTH) und Vitamin D, das in den Nebennieren in seine aktive Form, das Calcitriol umgewandelt wird.

Ein weiterer Einflussfaktor ist das Calcitonin, ein in der Schilddrüse gebildeter Stoff.


+ Vitamin D steigert die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus der Nahrung.

+ Vitamin D steigert die Aktivität der Osteoblasten, die Knochen stetig auf- und umbauen

+ Vitamin D sorgt in der Niere für die Rückresorption von Kalzium (wenn gleichzeitig PTH vorhanden ist) (2)


+ PTH steigert den Kalziumspiegel im Blut durch Aktivierung der Osteoklasten, die für den Knochenabbau zuständig sind (= Freisetzung von Kalzium und Phosphat)

PTH hemmt die Rückresorption von Phosphat

+ PTH fördert gleichzeitig in der Niere für die Rückresorption von Kalzium

+ PTH fördert die Produktion von aktivem Vitamin D


= Vitamin D erhöht die Menge von Kalzium und Phosphat im Blut

= Parathormon (PTH) erhöht die Menge von Kalzium im Blut und vermindert die Menge an Phosphat


Ob genügend oder zu wenig Kalzium vorhanden ist, registriert der Hund mithilfe von Kalzium-Rezeptoren, die sich in den Nierentubuli und den Nebenschilddrüsen befinden.


Hyperkalzämie = Anstieg des Serum-Kalziumspiegel

>> Freisetzung von PTH wird gehemmt und Calcitonin ausgeschüttet. Calcitonin bewirkt, dass wenig Kalzium aus der Nahrung aufgenommen wird. Außerdem wird die Aktivität der Osteoklasten gehemmt (geringere Freisetzung von Kalzium und Phosphat)


Hypokalzämie = Abfall des Serum-Kalziumspiegel

>> bewirkt die Ausschüttung von PTH und die Szteigerung der Osteoklastenaktiviät (erhöhte Freisetzung von Kalzium und Phosphat)


3. Wie viel Kalzium benötigt ein Hund?

Ein ausgewachsener Hund benötigt ca. 80 mg Kalzium pro kg Körpermasse. Werden diese Mengen bis zu 20 % unterschritten, sind keine Mineralisationsstörungen zu erwarten. Wichtig ist jedoch, dass das richtige Kalzium-Phosphor-Verhältnis sowie die parallele Versorgung mit Vitamin D und Magnesium gesichert ist.


Das optimale Kalizum-Phosphor-Verhältnis beträgt 1,3:1 bis 2:1.


Folgen eines Kalziummangels = Bei einer Fütterung, die zu wenig Kalzium enthält, kommt es nach längerer Zeit zum Knochenabbau. Bei Hunden kommt es zum "Gummikiefer" und zum Verlust von Zähnen. Bei Welpen können Wachstumsstörungen auftreten.


Folgen eines Kalziumüberschusses = Bildung von Harnsteinen, sekundärer Kupfer- und Zinkmangel, gestörtes Wachstum von Welpen.



4. Kalziumreiche Futtermittel

Der Hund nimmt Kalzium über die unterschiedlichsten Futterbestandteile auf. Besonders kalziumreich sind

  • Knochen und Fleischknochen

  • Knochenmehle

  • (Tiermehle, Fischmehle)*

  • Eierschalen und ganze Eier

  • Milchprodukte (angesäuert), wie Quark, Joghurt, Hüttenkäse

  • Käse (ganz besonders Hartkäse wie Emmentaler und Parmesan)

Etwas weniger Kalzium enthalten

  • Karkassen, Geflügelhälse, Knorpel, Flügel

  • Kalbsbrustbein

  • Grüner Pansen

  • Euter

Bei den pflanzlichen Nahrungsmitteln sind gute Kalziumlieferanten

  • Algenkalk (Achtung: enthält oft auch Jod!)

  • Grünes Blattgemüse, Mangold, Spinat (Achtung: oxalsäurehaltig)

  • Petersilie

  • Hagebutten

  • Amaranth

  • Kichererbsen

  • Haselnüsse

  • Sesam

  • Leinsamen

Bei den Nahrungsergänzungsmitteln sind gute Kalziumlieferanten

  • Chlorella

  • Heilerde

* keine Fütterungsempfehlung


5. Wann muss man Kalzium zufüttern?

Ein Kalziummangel ist selten, könnte aber unter folgenden Umständen auftreten:

  • Dauerhafte Fütterung von ausschließlich kalziumarmen Futtermitteln

  • Gestörte Aufnahme von Kalzium

  • Erhöhte, krankhafte Ausscheidung von Kalzium

  • bei Niereninsuffizienz

Bei einer ausgewogenen Fütterung muss kein Kalzium zugefüttert werden. Eine Zufütterung ist eher kritisch zu betrachten (siehe oben).


a) Bei Verwendung von industriellem Fertigfutter steigt der Kalziumbedarf an, denn

Phytase (aus Mais, Soja, Getreide) bindet Kalzium.


b) Verfügbarkeit variiert

Kalziumphosphat, Kalziumkarbonat, Kalziumoxid etc...

Kalziumoxid ist weniger gut verwertbar als Kalziumcitrat.


c) Säure-Base-Verhältnis im Körper

Stoffwechselvorgänge laufen im sauren Milieu anders ab, als in basischer Umgebung. Der pH-Wert muss im optimalen, physiologischen Bereich liegen, damit Kalzium optimal aufgenommen werden kann.



Quellen:


(1) Meyer/Zentek: Ernährung des Hundes (2016), S. 80

(2) AMBOSS, Wissen – von Medizinern für Mediziner. https://youtu.be/HwWGOxuwM9w abgerufen am 18.04.2022

(1) Ingeborg Muenzing-Ruef: Kursbuch gesunde Ernährung, 2001, S. 230

(6) Dr. med. J. Fritz: Hunde barfen, 2018, S. 103

(7) Meyer/Zentek: Ernährung des Hundes (2016), S. 169

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