Die Leber ist die größte Drüse im Verdauungssystem des Hundes und eines der wichtigsten Organe des Stoffwechsels.
Lage und Aussehen
Die Leber ist ein großes Anhangsorgan des Darm-Systems und liegt rechts des Magens und der Milz und wird durch die Rippen geschützt. Die dunkelrot-braun gefärbte Leber besteht aus sieben kleineren Leberlappen, die stark mit den Blutgefäßen durchsetzt sind. Sie befördern das Blut aus der Leber-Pfortader-Kreislauf (venöses Blut aus Richtung Darm) und aus der sauerstoffreichen Leberarterie durch die Leber in die Zentralvene. Damit besitzt die Leber als einziges Organ eine doppelte Blutzufuhr. Während des Blutflusses nehmen die Leberzellen Schad- und Nährstoffe aus dem Blut auf und verstoffwechseln diese durch Umwandlung, Speicherung oder Abbau.
Gallengefäße befinden sich ebenfalls in dem Lebergewebe des Hundes. Leberkanälchen produzieren die Gallenflüssigkeit, die über Gallengänge und den Gallenhauptgang (Ductus choledochus) in den Zwölffingerdarm geleitet wird und zur Fettverdauung benötigt wird. Zu viel gebildete Gallenflüssigkeit wird in der Gallenblase zwischengespeichert bis sie wieder benötigt wird.
Aufgaben der Leber
Die Leber hat viele lebenswichtige Aufgaben im Stoffwechselgeschehen.
Speicherung von Nährstoffen und Vitaminen
Bildung von Fettdepots in den Hepatozyten als zusätzliche Energiespeicher
Bildung von Energiespeichern in Form von Glykogen (Aufnahme und Umwandlung von Glucose mithilfe des Insulins und Aktivierung / Ausschüttung durch Glucagon)
Überschüssige Aminosäuren werden mangels Speicherfähigkeit zu Ammoniak (NH3) abgebaut und in Harnstoff umgewandelt (Ausscheidung über die Nieren)
Speicherung von fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K sowie B12
Umwandlung von Nährstoffen in körpereigene Baustoffe
Speicherung von Blut
Wärmespeicher
Entgiftung des Blutes
Herstellung von Gerinnungsstoffen (Fibrinogen)
Bildung von Cholesterin
Bildung des Gallensaftes
So viele unterschiedliche Aufgaben die Leber im Körper des Hundes übernimmt, so viele Möglichkeiten für verschiedene Lebererkrankungen gibt es aber leider auch.
Erkrankungen der Leber und ihre Symptomatik
Hepatose (Gallenrückstau)
Stauungsleber durch Rechtsherzinsuffizienz
Hepatitis (Leberentzündung) durch Vergiftung, Medikamente
Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)
Fettleber (Steatosis hepatis)
Lipidose (Leberverfettung)
Funktionsstörung der Leber durch Toxifizierung (belastetes Futter, Gifte, Pilze, Pestizide, Putzmittel, Zigarettenrauch, Gifte, toxische Pflanzen, aber auch Stoffwechselabbauprodukte)
Leberinsuffizienz aufgrund von permanenter Überlastung (Impfungen, Medikamente, Wurmkuren, Antiparasitika, Fütterungsfehler)
Infektionskrankeiten wie Leptospirose, Hepatitis cantagiosa canis
Leberabszess
Leberkrebs
Einige Ursachen für Lebererkrankungen:
Falsche Fütterung (zu viel, zu viel Fett, zu viel Eiweiß)
Minderwertiges, belastetes Futter (Schimmelbefall)
Antibiotika, Antiparasitika, Wurmkuren, Narkosen
Neben- oder Wechselwirkungen von Medikamenten
(Akute) Vergiftung (zum Beispiel durch Giftköder, Pflanzenschutzgifte)
Rassedisposition (häufig betroffen sind zum Beispiel Labradore, Dobermänner, Bedlington Terrier, Skye Terrier)
Erkrankungen, wie zum Beispiel die angeborene Kupferspeicherkrankheit
Übergewicht
Überlastung durch exzessiven Sport und Training
Lebererkrankungen sind meist nicht schmerzhaft oder werden vom Hund oft nicht angezeigt. Wenn die Stör- und Schädigungsfaktoren für eine Lebererkrankung ausgeschaltet werden, kann sich das Organ oft hervorragend selbst regenerieren – außer bei Lebertumoren und einer fortgeschrittenen Zirrhose.
Symptome einer erkrankten Leber
Abmagerung
Kotveränderungen (voluminöser Kot, farblich veränderter Kot, stinkender Kot)
Ikterus (gelblich veränderte Haut, Organe und Schleimhäute)
vermehrter Durst, verminderter Durst
Appetitlosigkeit / Inappetenz
aufgetriebener Leib / Bauchwassersucht
Durchfall
Schwäche, Fieber, allgemeine Abgeschlagenheit, Verhaltensänderung, Müdigkeit (Gähnen)
schlechtes Fell und Haut / Ekzeme / erhöhte Cerumenbildung, Otitis (oft rechtsseitig)
Haut- und Maulgeruch
Parasitenanfälligkeit (Würmer, Flöhe)
Allgemeine Immunschwäche
Diagnosemöglichkeiten
Beobachtung der Symptome
Blutuntersuchung leberspezifischer Enzyme (Alanin-Aminotransferase (ALT) oder die Glutamat-Dehydrogenase (GLDH))
Blutuntersuchung auf Gehalt an Gallensäuren, Ammoniak und Gerinnungsfaktoren
Blutuntersuchung auf Entzündungszellen, Bilirubin, Harnstoff und Glukose
Tumore mittels Ultraschall, Röntgen, CT und MRT
Biopsien
Therapie von Lebererkrankungen des Hundes
Die Therapie hängt von der Ursache der Erkrankung ab:
Spezifische Therapie je nach Ursache (Antibiotika bei bakteriellen Infektionen, Ursodesoxycholsäure bei Gallenstau, operative Maßnahmen bei Tumoren oder PSS, Entzündungshemmer, Lactulose (ein Zweifachzucker, bildet beim Abbau im Darm ein saures Milieu, in dem Ammoniak aus dem Blut gebunden wird)
Leberschutztherapie (z. B. S-Adenosyl-L-Methionin)
Diätetik bei leberkranken Hunden
Auch bei der Fütterung eines leberkranken Hundes muss immer die Ursache der Erkrankung berücksichtigt werden. Jedoch lassen sich folgende allgemeine Empfehlungen nennen, die die Leber entlasten und in ihrer Funktion unterstützen:
Nicht zu viel und nicht zu wenig Eiweiß füttern – hochverdauliches Eiweiß füttern damit nicht körpereigenen Eiweiß abgebaut werden muss (hierbei entsteht das Leber schädigende Albumin)
Keine BARF-Fütterung mit hohem Fleischanteil
Unterstützung der Leberfunktion durch Heilpflanzen wie Mariendistel, Artischocke, Löwenzahn etc.
Vitalpilz Reishi
Ersetzen eines Teils der Fleischration durch pflanzliches Eiweiß und angesäuerte Milchprodukte
Diät: proteinarmes Futter
Moderate Fettzufuhr, insbesondere bei Galleabflußstörungen
Fütterung von entzündungshemmenden Omega-3 Fettsäuren
Fütterung von Argininhaltigen Futterkomponenten (Kürbiskerne, Nüsse, Sojabohnen (2)), um die Leber bei dem Ammoniakabbau im Harnstoffzyklus zu unterstützen (1)
kleine Portionen hochwertigen, unbehandelten Futters verabreichen
Bei Kupferspeicherkrankheit: Zinkreiche Futtermittel bevorzugen
FOS, Kurkuma, Spirulina und Chlorella als NEM
Viele Ballaststoffe füttern
Bei Adipositas: Gewicht langsam reduzieren (keine Hungerkuren!)
Darüberhinaus:
Für stressfreie Umgebung sorgen / kein Leistungsport
Regelmässige Untersuchungen folgen lassen
Diätetik bei der Kupferspeicherkrankheit
Einige Rassen (besonders Bedlington Terrier, Labradore, Dalmatiner, anatolische Schäferhunde u.a.) neigen genetisch dazu, Kupfer durch die Leber nicht richtig auszuscheiden und einzuspeichern. Hierdurch wird in Folge eine chronisch aktive Leberentzündung (Hepatitis) ausgelöst. Solche Hunde sollten besonders vor zu viel (minderwertigem) Fett und Eiweiß (Ammoniak!) wie bspw. Kauartikeln aus Häuten sowie vor synthetischen Zusatzstoffen und Vitaminen geschützt werden. Frisch zubereitete Nahrung mit moderatem Eiweiß- und Fettanteil und dafür ggf. erhöhtem Kohlehydratanteil ist geeignet. Kupferreiche Lebensmittel wie Herz, Niere oder Leber sollten nicht verfüttert werden, Zinkreiche sind zu empfehlen (Kürbiskerne, Eigelb, Getreide), da Zink die Kupferausscheidung forciert (3).
Phytotherapeutische Unterstützung der Leber
Viele Heilpflanzen unterstützen eine normale Verdauungsfunktion und einige haben sich besonders bei Lebererkrankungen bewährt:
Mariendistel mit ihrem Wirkstoff Silymarin und Sylibinin
Artischocke (Cynarin, Bitterstoffe, Cholesterin-senkend und -ausscheidend)
Löwenzahn (Bitterstoffe)
Schafgarbe (Bitterstoffe, ätherische Öle, Flavonoide)
Gelbes Katzenpfötchen (schwach galletreibend)
Enzian (Bitterstoffe)
Käufliche Fertigprodukte sind bspw. Hepatika von PerNaturam (Spirulina, Mariendistelkonzentrat, Löwenzahnwurzel, Artischocke, Chlorella) Leberkräuter für Hunde aus der Krauterie (Pfefferminze, Artischocke, Mariendistel, Fenchel, Schafgarbe, Löwenzahnwurzel), PlantaHepar® von PlantaVet (Artischockenextrakt, Enziantinktur, Mariendistelextrakt, Schafgarbenblüten).
Diese Pflanzen haben unterschiedliche Wirkungen:
Gallebildend und Galle treibend - Bildung von Gallensaft und seine Abgabe in den Darm fördernd
Leber-regenerativ (inbesondere Mariendistel)
Entkrampfend auf die Gallenwege
Anti-oxidative Eigenschaften (besonders Artischocke)
Enthalten u. a. Bitterstoffe, ätherische Öle, Kaffeesäuren, Flavonoide und Alkaloide und regen somit die Leber in ihrer natürlichen Funktionsweise an.
Vitalpilze bei Lebererkrankungen
Der wichtigste medizinisch wirksame Pilz für die Lebergesundheit ist der Reishi (4). Man kann ihn gut mit dem Cordyceps kombinieren, der die Kuppferschen Sternzellen(5) in der Leber aktiviert (spezifische Immunabwehr). Mit Hericium kann man den Darm unterstützen, damit die Leber nicht durch Verstopfung erneut belastet wird. Das Chitin der Pilze bindet Gallensäure, Gifte und Cholesterin im Darm und entlastet die Leber, da sie diese Stoffe dann nicht mehr ausscheiden muss.
Quellen:
(1) https://www.drhoelter.de/tierarzt/ernaehrungsinfos/ernaehrung-leberkranker-hunde-und-katzen.html
(2) https://www.menshealth.de/fitness-ernaehrung/so-wirkt-die-aminosaeure-l-arginin/
(3) Meyer/Zentek, 2016, 8. Auflage, S. 248
(5) Kupffersche Sternzellen: Kupffersche Sternzellen [benannt nach dem deutschen Anatomen Karl Wilhelm von Kupffer, 1829–1902], Kupffer-Zellen, Bindegewebszellen in der Leber von Wirbeltieren. Sie stellen ca. 80% der Makrophagen dar.
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