Der Pilz der Durchblutung und Blutverdünnung
Auricularia polytricha ist ein Speise- und Vitalpilz, der auch unter folgenden, anderen Namen bekannt ist:
Mu Err (Baum-Ohr)
Ohrlappenpilz
Wolkenohrpilz
Judasohr
Chinesische Morchel
Baum-Qualle
„arage kikurage“ japanisch für "behaarte Wald-Qualle"
Holunderschwamm (früher häufiger)
auricula = lat. für "Ohr"
Vorkommen und Biologie des Judasohrs
Auricularia polytricha ist weltweit ganzjährig verbreitet und in nährstoffreichen Auwäldern an Laubholz zu finden. Besonders gerne sitzt der Pilz am schwarzen Holunder (Sambucus nigra). Ansonsten ist er häufig an Birken, Rotbuchen, Ulmen und Walnussbäumen zu finden.
Der Auricularia ist ein Ständerpilz und gehört zu den Ohrlappenpilzen.
Aussehen und Größe des Judasohrs
Die braun-rötlichen Fruchtkörper des Pilzes haben eine lappenartige Struktur. Sie stehen seitlich vom Substrat ab und haben eine feinfilzige Oberfläche. Diese ist mehr oder weniger mit Adern durchzogen. Das Hymenium auf der Unterseite hat jung eine blass-gräuliche Farbe, die nach und nach in ein Fleischbräunlich übergeht. Die Unterseite ist immer heller als die Oberseite.
Becher-, ohren- oder muschelförmigem Fruchtkörper
Farbe reicht von dunkelbraun über rot, olivgrau, rotbraun
3-10 cm groß, bis zu 2 mm dick
Gallertartige Konsistenz, zäh (siehe japanischer Name "Baum-Qualle")
Kann extrem austrocknen und danach große Mengen Wasser aufnehmen
Verwendung in der Küche
Das Judasohr besitzt einen unaufdringlichen Geschmack und wird in der chinesischen Küche als "chinesische Morchel" als Suppeneinlage oder zum Andicken von Soßen eingesetzt. Auch in Japan ist der Pilz Bestandteil der Ernährung. Er besitzt ein großes Sättigungsvermögen durch seine Quelleigenschaften und pflegt mit seinen Ballaststoffen den Darm.
Inhaltsstoffe
Organische Verbindungen | Polysaccharide, 8 % Eiweiß (alle Aminosäuren), geringer Anteil an Fetten (ungesättigt), Adenosin |
Mineralstoffe | Kalium, Eisen, Zink, Magnesium, Phosphor, Silizium |
Vitamine | besonders B2, B3 + B5 und Ergosterol (Provitamin D2) |
Hauptanwendungsgebiete als Vitalpilz in der Humanmedizin
Dieser Vitalpilz gilt als äußerst wirksam bei der Behandlung von Erkrankungen der Durchblutung. Der Pilz zeigt einen positiven Einfluss auf die Fließeigenschaft des Blutes, erhöht somit die Durchblutung und steigert die körperliche und geistige Energie.
Der Auricularia wird hauptsächlich dort eingesetzt, wo eine Blutverdünnung oder eine vermehrte Durchblutung erwünscht ist. Er verbessert die Fließeigenschaften des Blutes, das in ihm enthaltene Adenosin wirkt gefäßerweiternd und steigert die Durchblutung. Somit verringert sich auch die Thromboseneigung.
Neuere Forschungsergebnisse zeigen außerdem einen positiven Einfluss auf die Blutfettwerte (v.a. LDL, Triglyceride) – evtl. durch ein Biopolymer (Exo-Biopolymer) verursacht. Der Pilz soll auch die "Willensstärke" fördern (Durchblutung des Gehirns).
Durch seine Inhaltsstoffe verbessert er die Sauerstoffaufnahme der Zellen. Dabei greift er das Kollagen des Körpers nicht an, weshalb auch keine Gefahr von inneren Blutungen bzw. Schädigung der Blutgefäße besteht. Durch seine ausgleichende und harmonisierende (adaptogene) Eigenschaft kann er außerdem bei Uterusblutungen und blutenden Analabszessen eingesetzt werden.
Weitere Anwendungsgebiete:
Arteriosklerose (verbessert die Fließeigenschaft des Blutes)
Prävention von Thrombosen, Herzinfarkt und Stenosen, Schlaganfällen
Entzündungen von Haut, Schleimhaut und Hautanhangsorganen
befeuchtet die Haut (gemäß der TCM - Trad. Chinesische Medizin)
Tumore der Haut
beseitigt Verstopfung (durch Quellvermögen)
Pflege der Darmschleimhaut (durch hohen Ballaststoffgehalt)
auch bei Magenentzündung (Schutz der Schleimhhäute, Kopfmagen)
Störungen im Fettstoffwechsel
bei Leukozytose (Erhöhung der Anzahl von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im peripheren Blut)
Pflege für alle Gefäße und bei Venenleiden
Erhöhung der Mikrozirkulation
Haarausfall
Wundheilung, Ausheilung von Hot Spots (durch verbesserte Durchblutung)
Polyzystisches Ovarialsyndrom
Weitere Anwendungsgebiete: Autoimmunerkrankungen, Analabszesse, Atemwegserkrankungen, Durchblutungsstörungen, Harnwegserkrankungen, Herzerkrankungen, Hufrehe, Nasen- und Rachenerkrankungen, Traumen.
Heilwirkung des Auricularia beim Hund
verhindert Gerinnselbildung im Blut
erschwert Metastasierung von Tumoren
Entzündungshemmend (bei Hauterkrankungen, Hot Spots)
Stimulierung der Leukozyten (immununterstützend)
Antioxidativ
Anticoagulativ, antithrombotisch (verbessert die Fließfähigkeit des Blutes)
bei Lähmungen, die ursächlich im Bereich der Wirbelsäule liegen
Gemäß der TCM hat der Auricularia eine befeuchtende Wirkung auf die Schleimhäute. Darüber hinaus hemmen seine Polysaccharide Entzündungen der Schleimhäute.
Er wird deshalb sehr vielfältig eingesetzt, bei
Autoimmunerkrankungen
Analabszesse
Arteriosklerose
Augenentzündungen
Atemwegserkrankungen
Blasenentzündungen
Bluthochdruck
Durchblutungsstörungen
Eitrige Geschwülste
Gelenkerkrankungen
Harnwegserkrankungen
Herzerkrankungen
Hufrehe
Nasen- und Rachenerkrankungen
Ohrenerkrankungen
Schleimhautentzündungen
Traumen
Trockener Husten
Uterusblutungen
Verstopfungen
Kombination mit anderen Vitalpilzen
Der Auricularia kann gut in Kombination mit anderen Heilpilzen verabreicht werden. Folgende Kombinationen sind einen Versuch wert:
Auricularia + Reishi | Erkrankungen des Bewegungsappartes |
Auriculari + Polyporus | Erkrankungen der Haut |
Auricularia + Shiitake + Coriolus | Anämie |
Das Judasohr kann frisch verfüttert, getrocknet oder als Pulver sowie Extrakt angewendet werden.
Gegenanzeigen
Durch die starke Wirkung auf die Durchblutung ist Auricularia bei trächtigen Tieren sowie vor Operationen kontraindiziert. Gleiches gilt für Thrombozytopenie (verminderte Anzahl von Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut, wodurch das Blutungsrisiko steigt. Die Thrombozytopenie tritt auf, wenn das Knochenmark zu wenige Blutplättchen bildet oder wenn zu viele Blutplättchen zerstört werden bzw. sich in der vergrößerten Milz anreichern).
Sonstiges, Legende und Volksbrauchtum
Den deutschen Namen Judasohr verdankt der Auricularia polytricha einer christlichen Legende. Demnach soll sich Judas an einem Holunderbaum erhängt haben, welcher mit Auricularia bewachsen war (Holunder werden bei Pilzbefall schnell morsch).
Das Judasohr ist der Pilz des Jahres 2017.
Studiennachweis & Quellen:
1) Nianzhe Y., Mao X.: „Icons of Medicinal Fungi from China“; CRC Press; 1989
2) Hobbs, C.: “Medicinal Mushrooms”; Botanica Press, 1995
3) Prof. Dr. med. Ivo Bianchi: “Moderne Mykotherapie”; Hinckel Druck, 2008
5) https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/bluterkrankungen/blutpl%C3%A4ttchenerkrankungen/%C3%BCberblick-%C3%BCber-die-thrombozytopenie
Anwendungsgebiete: Mycovet, Schulung für Veterinärmediziner, Tierheilpraktiker/Therapeuten und Therapeutenanwender
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