Hydrolate für Tiere richtig anwenden
- Sandra
- 10. Jan. 2023
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Pflanzenwässer – die kleinen, großen Schwestern der ätherischen Öle
Hydrolate bieten dir eine sanfte und natürliche Möglichkeit, die Gesundheit deiner Tiere zu unterstützen. Ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten reichen von der Hautpflege bis zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens. Damit du die positiven Effekte dieser Pflanzenwässer optimal nutzen kannst, ist es wichtig, Hydrolate richtig anzuwenden. In diesem Artikel erfährst du, worauf du achten solltest und wie du Hydrolate sicher und wirkungsvoll in den Alltag deiner Tiere integrieren kannst. Lass dich inspirieren, die Kraft der Pflanzenhydrolate bewusst einzusetzen!
Bezugsquellen und Empfehlungen findest Du am Ende des Beitrags.

Destillate, Hydrolate, Pflanzenessenzen, Aquarome und aromatische Hydrolsole sind Bezeichnungen für die eher unbekannten, wertvolle Pflanzenwässer, die aus heilenden Kräutern, Blüten und Bäumen hergestellt werden.
Hydrolate sind dabei keine verwässerten oder verdünnten ätherische Öle, sondern eigenständige Wirkstoffgemische, die auf eine uralte Geschichte verweisen können und in der naturheilkundlichen Therapie auch für Tiere besonders wertvoll sind.
Herstellung von Pflanzenwässern
Pflanzenwässer werden ausschließlich durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Hierzu werden die heilkräftigen Pflanzenteile zerkleinert und in eine Destille gegeben. Heißer Wasserdampf wird durch das Pflanzengemisch geleitet. Beim Aufsteigen bricht der heiße Dampf die Pflanzenzellen auf und reißt viele Stoffe wie Bestandteile des Pflanzensafts, ätherische Öle und flüchtige Fettsäuren mit sich. Im oberen, kälteren Bereich der Destille kondensiert der Dampf und tropft als Wasser zurück in ein Sammelgefäß. In dieser Flüssigkeit bilden sich unterschiedliche Phasen: unten befindet sich das Pflanzenwasser, das Hydrolat und obenauf schwimmen die ätherischen Öle, deren Großteil meistens abgeschöpft wird.

Geschichte der Hydrolate
Schon 1508 beschrieb Hieronymus Brunschwieg, ein Wundarzt aus Straßburg, in seinem "Kleinen Destillierbuch" viele verschiedene Herstellungsmethoden, um Hydrolate zu erhalten. Teilweise waren das abenteuerliche Methoden wie Destillieren "im Ameisenhaufen, über Rossmist" aber auch "Sonnendestillation" u. v. m.
Hieronymus Brunschwig. Liber de arte destillandi de simplicibus
Pflanzenwässer waren beliebt, aber durch den Herstellungsprozess auch teurer, als gewöhnliche Teezubereitungen und deshalb oft nur den betuchteren Kranken vorbehalten. Doch die Nutzung von Hydrolaten geht noch viel weiter in der Geschichte zurück. Schon aus dem alten Ägypten ist die Verwendung bekannt und im Orient bis heute gebräuchlich. Wer schon einmal in der Marokko, der Türkei oder in Ägypten war, kennt bestimmt das allgegenwärtige Rosenwasser, welches ein Hydrolat aus der Damaszener Rose ist. Auch in Indien werden viele Speisen mit Blütenhydrolaten verfeinert und zur Herstellung von Marzipan wird ebenfalls Rosenwasser genutzt.
Inhaltsstoffe in Hydrolaten für Tiere
Pflanzenwässer sind reich an vielen verschiedenen Stoffen: Sie enthalten je nach verwendeten Pflanzenteilen viele aromatische Aldehyde, Terpene und Phenole, um nur einige zu nennen. Besonders wirksam konzentrieren sich alle wasserdampflöslichen Inhaltsstoffe in den Hydrolaten.
Alle Heilpflanzen, die traditionell gekocht oder als Tee verwendet werden, kann man auch zur Herstellung von Pflanzenwässern verwenden. Sie sind ganz besonders sanft und gut verträglich.
Im Gegensatz zu den hoch konzentrierten Ölen enthalten Pflanzenwässer meist nur bis zu 0,5 % ätherisches Öl und sind somit eine sanfte Alternative für eine relativ problemlose Anwendung am Tier.
Terpene wie das Bisabolol aus der Kamille und Schafgarbe wirken nachgewiesen entzündungshemmend und beruhigend, Pinen ist ein durchblutungsförderndes Terpen, das bei Muskelschmerzen und Prellungen hilft und Thymol ist bekannt und wirkstark u. a. gegen Hautmykosen. Jedes Pflanzenwasser enthält sein ganz eigenes Wirkstoffgemisch, wobei es gerade wieder das Zusammenspiel aller Inhaltstoffe ist, was die Wirkung ausmacht (Vrgl. hierzu auch die Ausführung von Roger Kaldermatten zum "Lösen und Verdichten von Wirkstoffen" in "Wesen und Signatur der Heilpflanzen", Literaturhinweis (1))
Wofür kann man Hydrolate beim Tier anwenden?
Hydrolate sind vielfältig einsetzbar. Hier sind ein paar Anwendungsideen:
Luftdesinfektion: Hydrolate können wie auch ätherische Öle in Duftlampen verwendet werden, sind aber nicht so aufdringlich, Hydrolate können in der Stallbox vernebelt werden
Kompressen: Bei Entzündungen, stumpfen Verletzungen oder kleineren Wunden können Blütenwässer hervorragend als kühlende und desinfizierende Auflagen verwendet werden.
Inhalation: Bei Bronchitis können bestimmte Hydrolate inhaliert werden.
Waschungen: Zum Reinigen von Wundrändern, der Augen (Tränenspuren) und Ohren (auch bei leichten Entzündungen und Irritationen)
Futterzusatz: Bei entsprechender Akzeptanz können Hydrolate auch über das Futter gesprüht werden
Pflanzenhydrolate sind viel sanfter und in ihren Inhaltsstoffen geringer konzentriert als ätherische Öle. So kann man sie auch direkt unverdünnt (auch auf Schleimhäuten) einsetzen.
Da sie in Sprühflaschen verkauft werden, ist ihre Anwendung auch besonders praktisch für die Anwendung im Alltag und auf Reisen.
Trotzdem sollte man immer achtsam sein und auf bestimmte Hydrolate ggf. verzichten, insbesondere bei Katzen, Kitten oder Welpen.
Wenn man Hydrolate ersteinmal an sich selbst ausprobiert, erkennt man am besten ihre Natur und erfährt die wohltuende Wirkung am eigenen Leib, bevor man sie am Tier anwendet. All dies können Hydrolate für uns Menschen tun:
Kosmetische Anwendungen wie Gesichtswasser etc.
Aromatisieren von Speisen: Hydrolate duften wunderbar und können Speisen so das gewisse Etwas verleihen (Rosenwasser in orientalischen Süßspeisen und Marzipan)
Raumbeduftung: Hydrolate können wie auch ätherische Öle in Duftlampen verwendet werden.

Verschiedene Pflanzenwässer und ihre Wirkung
Hier einige Pflanzenwässer und ihre möglichen Anwendungen:
Hamameliswasser: zur Wundrandpflege und bei Entzündungen, zur Reinigung der Ohrmuscheln
Lavendelwasser: beruhigend, ausgleichend, zur Beduftung der Umgebung, zur Reinigung der Ohrmuscheln, gegen Ektoparasiten
Melissenwasser: ausgleichend, bei unruhigen Tieren, antivirale Wirkung auf der Haut, bei Epuliden (Warzen der Mundschleimhaut)
Mädesüßwasser: schmerzlindernd, fiebersenkend, entzündungshemmend
Thymianwasser: zur sanften Inhalation, Desinfizierung der Umgebungsluft und der Haut
Euphrasiawasser: Augentrost zum sanften Reinigen von Tränenspuren
Majoran- und Oreganowasser: entkrampfend
Schafgarbenwasser: bei Entzündungen der Haut und im Analbereich, ausgleichend, bei weiblichen Tieren, gegen Fliegen und andere Plagegeister als Fellpflege Zusammen mit Lavendel)
Douglasienwasser: stimmungsaufhellend
Rosenwasser: sanftes Hydrolat zur Hautpflege, Ohrenpflege
Salbeiwasser: desinfizierend bei (wiederkehrenden) Hotspots
Weihrauchwasser: bei Ohrentzündungen durch Hefepilze, bei Verletzungen
Am Ende des Beitrags habe ich einige Hersteller von Hydrolaten verlinkt, die solche Hydrolate in empfehlenswerter Qualität führen.
Hydrolate für Tiere austesten
Tiere können im Allgemeinen besser riechen als wir Menschen. So nehmen sie auch die Duftstoffe der Hydrolate intensiver war. Deshalb sollten wir sorgsam sein, wenn wir aromatische Düfte für unsere Tiere aussuchen. Denn nichts ist schlimmer, als ein als unangenehm empfundener Geruch, den man an sich trägt und dem man nicht entfliehen kann. Deshalb empfiehlt es sich, ersteinmal die Akzeptanz des Hydrolats zu prüfen, anstatt das Tier direkt damit zu besprühen.
Wenn ein Tier einen Duft ablehnt, wird dieser niemals eine nachhaltig therapeutische oder pflegende Wirkung bei ihm entfalten können.
Oft liest man, dass ätherische Öle speziell zur Stressreduktion bei Hunden angewendet werden; beispielsweise bestimmte Entspannungsöle für die Silvesternacht. Aber auch Ölmischungen gegen Insektenstiche oder generell gegen äußeren Parasitenbefall, die einfach auf das Fell, in den Nacken oder auf die Hinterläufe aufgetragen werden sollen, werden oft angepriesen. Ich finde, man sollte das Tier selbst entscheiden lassen, ob es einen Duft mag oder nicht und ihn notfalls auch nicht verwenden.
Bei Hydrolaten kann man dies genau wie bei den ätherischen Ölen testen: Man zerstäubt eine kleine Menge auf ein Tuch oder seine eigene Hand und lässt das Tier den Geruch prüfen. Wendet es sich angewidert ab oder findet es den Geruch interessant? Schnuppert es sogar vermehrt nach oder versucht es, ihn abzulecken? Vielleicht ist auch der erste Versuch etwas ungewohnt und man präsentiert das Hydrolat einfach nach ein paar Tagen erneut. Lasst euch überraschen, was passiert!

Die konditionierte Entspannung mithilfe von Duft
Will man ein Hydrolat zur Entspannung einsetzen, empfiehlt es sich ein kleines Ritual durchzuführen: In einem ruhigen Moment, in dem das Tier bereits entspannt ist, verwendet man ein mit einem entsprechenden Hydrolat besprühtes Tuch und legt es in die nähere Umgebung des Tieres – Lavendel, Melisse oder Eisenkraut bieten sich hier an. Dies wiederholt man immer dann, wenn entspannte Ruhe einkehrt. Durch mehrmaliges Wiederholen verknüpft das Tier den Geruch nach und nach mit einer relaxten, sicheren Umgebung. So kann man später diese sogenannte konditionierte Entspannung auch in stressigen Situationen nutzen (für eine ausführlichere Anleitung bitte einen entsprechend ausgebildeten Hundetrainer fragen). Wenn dem Tier der Duft des Hydrolats angenehm ist, kann auch auf ein entsprechendes ätherisches Öl gewechselt werden. Besonders geeignet sind meiner Erfahrung nach Lavendelhydrolat und Melissenhydrolat.
Worauf ist zu achten? Die Qualität der Pflanzenwässer.
Hochwertige Hydrolate erkennt man an folgenden Merkmalen:
Verwendung heilkräftiger, biologisch angebauter Pflanzen oder Wildsammlungen
Bei Wildpflanzen ist auf schonende Ernte zu achten, dies gilt insbesondere bei Pflanzenwässern aus exotischen Hölzern (bitte überdenke ggf. die Anwendung)
Verwendung von reinen (Quell)-Wassern
Sauberkeit während des Herstellungsprozesses
Genügend bzw. angemessene Zeit während der Destillation und Reifung der Hydrolate
keine Vermischung mit anderen Beikräutern oder Mischungen aus ätherischen Ölen in Wasser oder Wasser/Alkoholgemischen
ohne chemische Zusätze und synthetische Beimischungen
entsprechende Deklaration auf dem Etikett
Hydrolate sollten stets an einem kühlen und dunklen Ort gelagert werden, denn im Vergleich zu ätherischen Ölen sind wässrige Hydrolate etwas keimanfälliger. Man verwendet sie am besten zügig.
Bezugsquellen: Wo bekommt man gute Hydrolate für Tiere
Hier einige Firmen, die Pflanzenwässer im Angebot haben und die ich gerne nutze und Dir empfehlen kann:
Oshadi *Eine riesige Auswahl von über 80 Hydrolaten in absolut bester Qualität. 100% naturrein, ohne Zusatz von Alkohol oder Konservierungsstoffen. Auch besondere Hydrolate erhältlich, die sonst selten erhältlich sind, wie beispielsweise Artemisia annua Hydrolat, Johannisbeerwasser (schwarz) oder Manuka-Hydrolat.
Stöber einfach mal durch das Sortiment! Aber Achtung: die Hydrolate sind wie erwähnt nicht ewig haltbar. Lieber nachkaufen, statt auf Vorrat horten.

Farfalla essentials – Bio-Pflanzenwasser, z. B. auch Kamille oder Zirbelkiefer
Neumond, kleineres Sortiment, aber auch größere Gebinde erhältlich
Wadi, reine Hydrolate z. B. auch Immortellenwasser
Pernaturam* – Hervorragende Qualität, bietet auch Sets zum Austesten der unterschiedlichen Hydrolate an, was ich sehr praktisch finde.
Pernaturam gewährt mit dem Code 1804D41780 einen Rabatt von 5 % auf jede Bestellung (gültig bis 31.03.2026); diese gibst du beim Checkout ein. Bei Pernaturam erhälst du auch eine kleine Broschüre mit vielen Beschreibungen zu den Hydrolaten!
Ich wünsche Dir ganz viel Spaß und Freude beim Anwenden.
Falls Du Fragen zur Anwendung hast, schreibe mir gerne!
Quellen:
Kaldermatten, Roger: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen, 10. Aufl., 2019, S. 19 ff.
Fischer-Rizzi, Susanne: Das grosse Buch der Pflanzenwässer: Pflegen, heilen, gesund bleiben mit Hydrolaten, 2014
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