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Leinöl im Hundefutter?

Sandra

Aktualisiert: 25. Feb.

Verzicht oder wertvolle Ergänzung

Leinöl ist in der Welt der Tierernährung schon länger ein Thema, das oft kritisch diskutiert wird. Insbesondere Hundebesitzer fragen sich, ob sie auf Leinöl verzichten sollten, da Hunde und Katzen die essenziellen Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) nur begrenzt oder gar nicht aus der Alpha-Linolensäure (ALA), die im Leinöl enthalten ist, umwandeln können.

Doch was ist was und welchen Nutzen haben die Fettsäuren im Napf?

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Umwandlungseffizienz dieser Fettsäuren und die Rolle von hochwertigem Leinöl in der Fütterung.


Leinöl in einem kleinen Ölfläschen mit Leinsamen
Öle liefern neben lebenswichtigen Fettsäuren auch Kalorien und viele Fettbegleitstoffe.

Vorkommen von ALA, EPA und DHA in Fetten und Ölen


Leinöl wird häufig als hervorragende Quelle für Omega-3-Fettsäuren empfohlen, da es reich an Alpha-Linolensäure (ALA) ist, einer essentiellen Fettsäure, die wichtig für die Gesundheit eines Hundes ist. Omega-3-Fettsäuren spielen u. a. eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung des Immunsystems, der Aufrechterhaltung einer gesunden Haut und der Verbesserung des Fellzustands. Allerdings enthält Leinöl nicht die zwei entscheidenden Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure), die hauptsächlich in Fisch- und Algenölen vorkommen und sehr wichtig für die Gesundheit des Hundes sind. Trotzdem kann Leinöl eine wertvolle Ergänzung in der Fütterung darstellen, sollte jedoch idealerweise mit anderen Quellen kombiniert werden, um die volle Palette an Omega-3-Fettsäuren abzudecken.

Hier noch einmal zusammengefasst, wo sich die unterschiedlichen Fettsäuren finden:


Alpha-Linolensäure (ALA)

ALA ist hauptsächlich in pflanzlichen Quellen zu finden. Zu den besten Quellen gehören:

  • Leinsamen

  • Chia-Samen

  • Walnüsse

  • Hanföl und Rapsöl


Eicosapentaensäure (EPA)

EPA ist vor allem in tierischen Quellen zu finden, aber auch in Algen:

  • Fettem Fisch: Fischsorten wie Lachs, Makrele, Hering und Sardinen enthalten hohe Konzentrationen an EPA.

  • Fischöl: Darüber hinaus ist Fischöl eine konzentrierte Quelle für EPA.

  • Algenöl: Eine pflanzliche Quelle, die EPA aufweist und eine gute Alternative für Vegetarier und Veganer ist.


Docosahexaensäure (DHA)

Ähnlich wie EPA findet man DHA in tierischen Quellen, aber auch in Algen:

  • Fettem Fisch: Lachs, Makrele, Sardinen und Thunfisch sind reich an DHA.

  • Fischöl: Auch in diesem Öl ist DHA in hoher Konzentration vorhanden.

  • Algenöl: Eine pflanzliche Quelle, die sowohl EPA als auch DHA enthält.


Vorteile von EPA im Vergleich zu DHA

Sowohl EPA als auch DHA sind wie ALA essenzielle Omega-3-Fettsäuren, die wichtige Funktionen im Körper erfüllen, jedoch unterscheiden sie sich in ihren spezifischen Wirkungen:


Entzündungshemmende Eigenschaften:

  • EPA: Aktuelle Forschungen zeigen, dass EPA besonders stark entzündungshemmend wirkt. Es kann helfen, entzündliche Prozesse im Körper zu regulieren und ein gesundes Gleichgewicht der Immunantwort aufrechtzuerhalten. Die Fähigkeit von EPA, die Produktion von entzündungsfördernden Eicosanoiden zu reduzieren, macht es besonders vorteilhaft für Hunde mit chronischen Entzündungen oder entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis.

Kardiovaskuläre Gesundheit:

  • EPA: Es gibt Hinweise darauf, dass EPA eine starke positive Wirkung auf die kardiovaskuläre Gesundheit hat, indem es den Cholesterinspiegel reguliert, die Blutgerinnung verringert und die Gefäßgesundheit stabilisiert. Die Senkung des Risikos von Herzerkrankungen steht hierbei im Vordergrund.

Unterstützung der Gehirnfunktion:

  • DHA: Gleichzeitig spielt DHA eine zentralere Rolle in der Entwicklung und Funktion des Gehirns. Es ist entscheidend für die neuronale Struktur und wird oft mit kognitiven Funktionen in Verbindung gebracht. Wichtig für die Entwicklung von Föten und später der Welpen.


Zusammengefasst:

In der Ernährungswissenschaft wird zunehmend erkannt, dass die Kombination von EPA und DHA für die optimale Gesundheit von Hunden entscheidend ist, da sie unterschiedliche, aber komplementäre Vorteile bieten. EPA kann besonders vorteilhaft für die Linderung von Entzündungen und die Unterstützung der Herzgesundheit sein, während DHA für die neuronale Gesundheit und Entwicklung unerlässlich ist. Ein ausgewogenes Verhältnis dieser beiden Fettsäuren in der Nahrung kann dazu beitragen, die umfassenden gesundheitlichen Vorteile für deinen Hund zu maximieren.

Doch wie kriegt man sie effizient ins Hundefutter? Durch Leinöl?

Leinöl enthält wie gezeigt hauptsächlich ALA, die Alpha-Linolensäure, aus der über verschiedene Umwandlungsstufen EPA und DHA gebildet werden können.


Hellblaue Blüten der Leinpflanze
Linum usitatissimum – die Leinpflanze

Umwandlungseffizienz von Leinöl: Ein kritischer Blick

Leider steht fest: Hunde und Katzen haben eine eingeschränkte Fähigkeit, ALA in die langkettigen Fettsäuren DHA und EPA umzuwandeln.

Studien belegen, dass der Umwandlungsgrad bei unseren Hunden (und auch bei uns Menschen) bemerkenswert gering ist. Das bedeutet, dass einfach nur Leinöl zu füttern nicht ausreicht, um den Bedarf an diesen essentiellen Fettsäuren zu decken, die entscheidend für die Gesundheit des Herzens, des Gehirns und der allgemeinen Wohlbefindens sind.

Hunde und Katzen haben eine eingeschränkte Fähigkeit, Alpha-Linolensäure (ALA) in die langkettigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) umzuwandeln. Dies liegt an mehreren Faktoren, die sowohl physiologischer als auch metabolischer Natur sind:

1. Unzureichende Enzymaktivität

Die Umwandlung von ALA in EPA und DHA erfolgt über eine Reihe enzymatischer Schritte, die von spezifischen Enzymen abhängen, darunter die Delta-6-Desaturase und die Delta-5-Desaturase. Bei vielen Hunden und Katzen ist die Aktivität dieser Enzyme gering, was die Umwandlung von ALA in die langkettigen Fettsäuren stark einschränkt.

2. Art der Ernährung

Hunde und Katzen sind omnivore und obligate Fleischfresser. Naturgemäß würden sie vornehmlich Beutetiere aufnehmen, die direkt reich an EPA und DHA sind, wie bspw. Fisch und wild-lebende Beutetiere, deren eigenes Futter recih an Omega-3 Fettsäuren ist. Diese ursprünglichen Ernährungsgewohnheiten haben zur Evolution von Stoffwechselwegen geführt, die sich auf die direkte Nutzung dieser langkettigen Fettsäuren konzentrieren. Mit der geringeren Einnahme pflanzlicher Quellen von ALA haben sich ihre Stoffwechselprozesse weniger stark auf die Umwandlung dieser Fettsäure spezialisiert.

3. Konkurrenz von anderen Fettsäuren

In der Ernährung von Hunden und Katzen gibt es häufig auch andere Fettsäuren, wie Omega-6-Fettsäuren (z. B. Linolsäure), die in vielen pflanzlichen und tierischen Fetten vorkommen. Diese können mit ALA um dieselben Enzyme konkurrieren, die für die Umwandlung in EPA und DHA zuständig sind. Ein Übermaß an Omega-6 kann somit die Umwandlungsrate von ALA verringern.


Leinöl fungiert somit v.a. als Energielieferant und weniger als effiziente Quelle für EPA und DHA. Aufgrund der genannten Faktoren sind Hunde und Katzen darauf angewiesen, EPA und DHA aus direkten Quellen wie Fischen oder speziellen Ölen (wie Fisch- oder Algenöl) aufzunehmen, anstatt sich allein auf ALA aus pflanzlichen Ölen zu verlassen. Um sicherzustellen, dass sie ausreichend mit diesen essentiellen Fettsäuren versorgt werden, ist es wichtig, Futter zu wählen, das reich an EPA und DHA ist oder entsprechende Ergänzungen anzubieten.

Dies kann effizient über die Fütterung fettreicher Meeresfische – hier besonders Hering und Makrelen – und besser, da nachhaltiger, über Algenöle.


All dies könnte nun leicht den Eindruck erwecken, dass man auf Leinöl verzichten sollte – doch das ist nicht die ganze Wahrheit!


Besonders für alte Hunde ist eine Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren wichtig!
Besonders für alte Hunde ist eine Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren wichtig!

Die Vorteile von Leinöl im Hundefutter: Lignane!

Leinöl ist nicht nur eine Quelle für essienzielle Fettsäure; es hat darüber hinaus viele positive Eigenschaften für die Gesundheit eines Hundes. Eine besondere Gruppe von Inhaltsstoffen im Leinöl sind die Lignane. Diese Polyphenole, sekundären Pflanzenstoffe, werden oft als "antinutritive Inhaltsstoffe" eingestuft, doch sie haben einige interessante Wirkungen1)


Phytoöstrogene

Lignane besitzen östrogenähnliche Eigenschaften und können als natürliche Modulatoren für den Hormonhaushalt dienen. Für Hunde und Katzen ist ein ausgewogenes Hormongeschehen wichtig. Phytoöstrogene können insbesondere in bestimmten Lebensphasen, wie der Geschlechtsreife oder bei hormonellen Ungleichgewichten, unterstützend wirken.

Schlafqualität

Ein weiterer Vorteil von Lignanen ist ihre positive Wirkung auf die Entspannung. Dies kann dazu beitragen, dass Hunde ruhiger schlafen und sich besser erholen können. Stichwort "Schlaflignane".

Antioxidative Wirkung

Die Antioxidantien in Lignanen können helfen, die Zellen eines Hundes vor schädlichen freien Radikalen zu schützen.

Kardioprotektive Effekte

Leinöl kann auch eine positive Auswirkung auf den Cholesterinmetabolismus haben und somit kardioprotektiv wirken. Dies ist besonders relevant für ältere Hunde, die anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind.

Prostatagesundheit

Einige Forschungen legen nahe, dass eine lignanreiche Ernährung die Prostatagesundheit bei Rüden unterstützen kann.

Gegen die Zellentartung

Die Lignane des Leinsamens wirken unterdrückend auf das Wachstum von Krebszellen, sie können verhindern, dass sich bereits geschädigte Zellen weiter tumorös entwickeln. Damit gelten sie als sogenannte Supressing Agents.


Statt auf Leinöl zu verzichten, könntest du es als wertvolle Ergänzung in der Hundefütterung betrachten. Hochwertiges Leinöl, das reich an ALA und Lignanen ist, kann eine positive Rolle in einer vielfältigen Futterzusammensetzung spielen.

Achte darauf, Leinöl in der richtigen Balance zu anderen Quellen von DHA und EPA einzusetzen – wie fettem Fisch oder Algenöl. So stellst du sicher, dass dein Hund alle wichtigen Fettsäuren erhält, die er braucht.

Welche Omega-3 Quelle kommt bei deinem Hund in den Napf?

  • Fischöl

  • Leinöl

  • Algenöl

  • huch ... noch gar keins



Tipps zur richtigen Dosierung von Leinöl für Hunde

Leinöl kann eine wertvolle Ergänzung in der Ernährung deines Hundes sein, wenn es in der richtigen Dosierung verwendet wird. Hier sind einige Tipps, die dir dabei helfen, die optimale Menge zu bestimmen:


Allgemeine Dosierung

  • Kleinere Hunde (bis 10 kg): Beginne mit etwa 1/2 Teelöffel Leinöl pro Tag.

  • Mittlere Hunde (10-25 kg): Gib etwa 1 Teelöffel Leinöl pro Tag.

  • Große Hunde (über 25 kg): Eine Dosierung von etwa 1-2 Esslöffeln, abhängig vom Gewicht und der allgemeinen Gesundheit.


Langsame Einführung

Wenn du Leinöl neu in die Ernährung deines Hundes einführst, ist es ratsam, zunächst mit einer geringeren Menge zu beginnen und diese schrittweise zu erhöhen. So kann sich der Magen-Darm-Trakt deines Hundes an die neue Zutat gewöhnen. Zum Beispiel:

  • Woche 1: Beginne mit der halben empfohlenen Menge.

  • Woche 2: Erhöhe die Menge auf die empfohlene Tagesdosis.


Fütterung

Leinöl sollte idealerweise direkt über das Futter gegeben werden. Du kannst es einfach über das Trockenfutter, Nassfutter oder selbst zubereitete Mahlzeiten träufeln. Achte darauf, dass das Futter gut vermischt wird, damit dein Hund auch tatsächlich alles aufnimmt.


Beobachtung und Anpassung

Beobachte deinen Hund beim Füttern mit Leinöl. Achte auf Anzeichen von Unverträglichkeit, wie zum Beispiel Durchfall oder Erbrechen. Wenn solche Symptome auftreten, reduziere die Menge oder wähle ein anderes Öl.


Hochwertiges Leinöl wählen

Achte darauf, nur hochwertiges, kaltgepresstes Leinöl zu wählen, das in einer dunklen Glasflasche oder einer lichtgeschützten Verpackung angeboten wird. Lagere das Öl an einem kühlen, dunklen Ort, um die Frische und Nährstoffe zu erhalten. Verwende das Öl nach dem Öffnen nur maximal 6 Wochen.


Regelmäßige Überprüfung

Die Bedürfnisse deines Hundes können sich im Laufe der Zeit ändern. Regelmäßige Überprüfungen der Fütterung und der Gesundheit deines Hundes helfen, die richtige Dosierung von Leinöl anzupassen.


Abwechslung!

Um Einseitigkeit zu vermeiden und dem Hund möglichst viele gesunde Fette anzubieten ist Abwechslung der beste Weg. Leinöl kann solo und auch zusammen im Hundefutter

ohne Verlust der Wirksamkeit eingefroren werden! So vermeidet man ranzige und damit gesundheitsschädliche Öle in der Hundefütterung!


Am Beispiel der Diskussion um die Fütterung von Leinöl im Hundefutter sieht man wieder sehr gut, wieviel mehr in unseren Lebensmitteln steckt als nur ein einziger isolierter Stoff, auf den sich der momentane Blick richtet. Beim Leinöl sind es nicht nur die Omega-3 Fettsäure ALA sondern eben auch wichtige sekundäre Pflanzenstoffe, wie die Lignane.

Vielfalt und Abwechslung im Napf und auch bei Fetten und Ölen ist immer ein guter Garant für eine umfassende Versorgung mit wichtigen Nähr- und Vitalstoffen.


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