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  • Sandra

BARF – seine Ursprünge und unterschiedlichen Arten

Aktualisiert: 12. Feb. 2023

Whole Prey, Franken Prey, Kochbarfen, Corf, Teilbarfen … und was es nicht so alles gibt


BARFEN ist eine Möglichkeit, ein Tier mit roher, artgerechter Nahrung zu versorgen.

Ursprünglich stammt das Wort aus dem Englischen, wurde Anfang der 2000er Jahre von der Kanadierin Debbie Tripp zuerst genannt und bedeutet

  • Born-Again Raw Feeders (wiedergeborene Rohfütterer)

  • Bones And Raw Food (Knochen und rohes Futter)

  • Biologically Appropriate Raw Food

  • Biologisch artgerechte Roh-Fütterung

Aus diesen Abkürzungen haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte Begriffe wie "barfen" als eine Fütterungsform, "BARF" als Akronym für naturnahes Futter, meistens Fleisch, "Barfer" für Menschen, die so ihre Haustiere ernähren und Sätze wie "mein Tier wird gebarft "etc. entwickelt.


Die Ursprünge des Barfens


Herkunft

Bevor wir auf die verschiedenen Varianten und Ausprägungen der Rohfleischfütterung schauen, ein kurzer Rückblick, wie sich Barfen von einem Trend zu einer etablierten Fütterungsform entwickelt hat.


Dr. Ian Billinghurst, ein australischer Tierarzt brachte in den 80er Jahren die Rohfütterungsbewegung ins Rollen. Er stellt in seiner Praxisarbeit fest, dass das ca. seit den 60er Jahren kommerziell hergestellte Futter eine unzureichende Ernährungsgrundlage für Hunde sei, die Tiere zunehmend häufiger erkrankten und im Gegensatz hierzu traditionell ernährten Hunde und Katzen viel gesünder waren. Mit traditionell meinte er, das Füttern von Rohfleisch(knochen), Innereien und hochwertigen Tischresten, wie Kartoffeln und Gemüse.


1993 fasste er seine Erkenntnisse in dem Buch Give Your Dog a Bone zusammen und empfahl eine Fütterung, die sich gänzlich auf die Fütterung von rohem Fleisch und Knochen mit geringer Zugabe von püriertem Gemüse beschränkte.

Diese, den Fressgewohnheiten von Wölfen und Wildhunden nachempfundene Ernährung, sorge für eine ausgewogene, gesunde und artgerechte Ernährung unserer Hunde.


Er hielt Vorträge in Großbritannien, den USA, Kanada und Japan zu dem Thema und wurde

zum „Vater“ von „RAW-Tiernahrungsbewegung“ und Begründer der BARF-Diät(1).


Laut Billinghurst geht es bei der Rohfütterung schlicht darum, Hunden und Katzen eine Nahrung zu geben, an die sie sich in Millionen von Jahren der genetisch angepasst haben.


Mit anderen Worten, wenn unsere Haustiere ihr genetisches Potenzial in Bezug auf Gesundheit, Langlebigkeit, körperliche Aktivität und Fortpflanzung erreichen sollen, muss ihre Ernährung ihrer evolutionären Ernährung so gut wie möglich entsprechen oder sie nachahmen. Je weiter die Ernährung eines Tieres von seiner evolutionären Ernährung abweicht, desto mehr Gesundheitsprobleme entwickelt das Tier wahrscheinlich(2)

Billinghurst betont immer wieder, dass das Barf-Konzept auf der Jahrtausenden Jahren alten Ernährung unserer Haustiere basiert und es für unsere Hunde und Katzen keinesfalls eine radikale Umstellung oder neue Ernährungsform ist.


BARF ist eigentlich eine Rückkehr zur biologisch artgerechten Ernährung, die vor nur 60 bis 70 Jahren aufgegeben wurde, als verarbeitete Tiernahrung traditionellere Methoden ablöste(3).

Die BARF Bewegung in Deutschland

In Deutschland wird Barfen häufig mit Swanie Simon verbunden. Sie ist in Deutschland geboren, wanderte aber als Kind in die USA aus und wurde dort u.a. Zwingermeisterin. Seit den 90er Jahren beschäftigt sie sich mit naturnaher Fütterung und Naturheilkunde für Tiere. Zurück in Deutschland veröffentlichte sie einige kleinere Broschüren zu sehr günstigen Preisen, um die Grundzüge der Rohfütterung vielen Interessierten zugänglich zu machen. In Deutschland ist sie zweifelslos mit dafür verantwortlich, dass diese Fütterungsform so populär wurde.


Allen frühen Barfern wie Billinghurst und Simon ging und geht es um eine Fütterung mit möglichst naturbelassenen, rohen und unveränderten Bestandteilen, die die Ernährung von Wildtieren immitiert. Wildtiere werden sozusagen von Mutter Natur gebarft und erhitzte Nahrung gibt es dort natürlich nicht.

Heute, nicht ganz 30 Jahre nach dem ersten Auftreten des Barf-Trends, existieren schon ganz unterschiedliche Formen und Ausprägungen des Barfens, bzw. gibt es immer mehr Futterformen, die zwar Barf im Namen tragen, sich aber von der Grundidee immer weiter entfernen. Ein paar habe ich hier zusammengetragen:


Unterschiedliche Formen der Rohfütterung

Whole Prey und Franken Prey Barf

Whole Prey ist englisch und bedeutet "Ganze Beute". Barfen nach dieser Methode bedeutet, dass ein Beutetier der Katze oder dem Hund als Nahrungsquelle dient, und zwar im Ganzen: mit Haut und Haaren sozusagen. Futtertiere am Stück sind bspw. Kaninchen, Wachteln, Hühner, Meerschweinchen, Fische, Ratten und Mäuse.

Franken Prey bedeutet die Zusammenstellung einer Rationen mit Fleisch, Organen und Knochen im gleichen Verhältnis miteinander wie bei echten Beutetieren aber nicht von vollständigen Tierkörpern. Dadurch können auch Teile größere Fleischlieferanten und unterschiedliche Tierarten zum Einsatz kommen, was beim Whole Prey aufgrund der Größe nicht möglich wäre. Wer kann schon ein ganzes Rind am Stück verfüttern? Die Wortbildung Franken Prey ist dabei eine Anleihe bei Frankensteins Monster, das ja ebenfalls aus unterschiedlichen Teilen zusammengestückelt wurde.


Corf / Fertigbarf – Barf für Faule

Corf bedeutet Convenient Raw Food – also die bequeme "convenient" Variante des Barfens. Fertigbarf wird immer beliebter, das Angebot täglich größer. Es ist die Art zu barfen für Besitzer, die nicht immer die Zeit finden, jede Mahlzeit selbst zuzubereiten und dennoch artgerecht roh füttern wollen.

Corf bedeutet tiefgefrorenes Fertigbarf. Hierfür werden alle Bestandteile wie das Fleisch, Knochen, Knorpel, Innereien, Gemüse, Obst und oft auch Öl und weitere Ergänzungen und Kräuter von den Herstellern zusammengemischt, tiefgefroren und abgepackt. Manchmal werden diese Mischungen in Blöcke gepresst, gefroren und anschließend in kleine, gut zu portionierende Würfel geschnitten und dann verpackt.

Vorteile: Corf ist natürlich sehr praktisch, die Zubereitung, das Zerteilen des Fleisches und das Mischen größerer Mengen werden dem Besitzer abgenommen, die Küche bleibt sauber, man füllt nur die entsprechende Grammzahl in den Napf, lässt das Futter auftauen und ist fertig.

Nachteile: Wie bei jedem abgepacktem Futter kann man auch bei Fertigbarf-Mischungen nie genau wissen, was wirklich in der Tüte steckt, auch kann die Ration nicht so individuell an die Bedürfnisse des Tieres angepasst werden. Fertigbarf verleitet oftmals die Besitzer der Tiere dazu zu glauben, dass schon alles Wichtige in den Tüten wäre und sie verfüttern immer die gleiche Sorte. Hier lohnt sich auf jeden Fall ein genauer Blick auf die Zutatenliste.


Teilbarfen

Teilbarfen beschreibt die Tatsache, dass nicht jede Futterration nach der Barf-Idee zusammengesetzt wird. So wird bspw. morgens Nassfutter gefüttert und abends die Barf-Ration. Andere verstehen darunter, dass nur ein Teil der Ration, nämlich der Fleisch- und Obstanteil roh gefüttert wird, jedoch gekochtes Getreide und Gemüse hinzugegeben wird. Einige Tierbesitzer wünschen sich Teilbarfen im Futterplan, da sie abends einfach mehr Zeit haben und morgens eine vermeintlich schnellere Fütterungsart bevorzugen.

Nachteile: Gemischte Fütterungsformen bedeuten Stress für die Verdauungsorgane, die normalerweise eine gewisse Zeit (einige Tage) benötigen, um sich von roher an verarbeitete Nahrung anzupassen. Für empfindliche Tiere nicht geeignet.


Koch-Barfen

Beim Koch-Barfen werden alle Bestandteile der Futterration gekocht. Koch-Barf ist natürlich ein Widerspruch per se, denn Barfen steht ja nun einmal gerade für die Rohfütterung und nicht für gekochte Nahrung. Koch-Barfen nutzt aber den Begriff des Barfens und beschreibt die Zusammenstellung von gekochten Rationen für Hunde und Katzen nach der prozentualen Aufteilung des Barf-Prinzips. Verzichtet wird hierbei natürlich auf das Kochen von Knochen, da diese nach dem Erhitzen zum Splittern neigen und nicht verfüttert werden dürfen.

Vorteile: Koch-Barfen hat einige Vorteile. Wie beim klassischen Barfen, hat der Besitzer es selbst in der Hand, was er kocht und füttert. Er kann sehr abwechslungsreich die Rationen zusammenstellen und dabei richtig kreativ für seine Tiere werden. Wer für seine Tiere kocht, beschäftigt sich automatisch mehr mit der Fütterung. Viele Tiere akzeptieren gekochtes Futter sehr gut, die Keimbelastung des Fleisches wird drastisch reduziert, für alte und kranke Tiere ist Gekochtes oft besser verträglich und auch manche Besitzer fühlen sich mit dem Kochen einfach wohler, als bei der Fütterung von rohem Fleisch. Es ist eine gute Alternative für Tiere, die im Alter eine Rohfütterung nicht mehr vertragen, aber keine industrielle Nahrung bekommen sollen.

Nachteile: Beim Kochen kommt es zum Verlust einiger Vitamine, besonders B-Vitamine gehen verloren. Diese müssen nachträglich ersetzt werden, wenn dauerhaft und ausschließlich für das Tier gekocht wird. Auch die Knochen, die ja nicht erhitzt werden dürfen, kommen beim Kochbarfen nicht in den Napf und stehen so nicht mehr als Kalziumlieferant und zum Reinigen der Zähne zur Verfügung. Innereien und die beim Barfen typischerweise verfütterten Mägen (Pansen und Blättermagen) werden ebenfalls nicht gerne beim Kochen verwendet – sie verströmen einfach einen zu unangenehmen Geruch in der Küche des Besitzers. Läßt man sie weg, entfallen auch sehr viele wichtige Vitamine und Spurenlemente aus den Innereien. Beim Kochen ohne Knochen und ohne Innereien müssen entsprechende Supplemente gegeben bzw. die Rationen durch frische Bestandteile ergänzt werden, da sich sonst Nährstoffdefizite einstellen.


Trocken-Barf - Balf®

Trocken-Barf ist der Rohfütterung sehr ähnlich, jedoch mit der Ausnahme, dass es sich beim Trockenbarf nicht um rohe Zutaten, sondern um getrocknete Zutaten handelt. Es gibt Produkte aus reinem Fleisch und Mischungen, die schon einen pflanzlichen Anteil an getrocknetem Gemüse und Obst sowie gemahlenen Knochen beinhalten. Um eine Futterportion herzustellen wird es einfach mit Wasser aufgegossen und so für den Hund zubereitet. Der Fleischanteil besteht entweder aus gewürfelten oder gewolften Fleischstückchen unterschiedlicher Größen.


BALF® steht für Biologisch, Artgerecht, Luftgetrocknet, Fleisch und ist ein Produktname einer Firma.


Vorteile: Getrocknete Barfportionen sind praktisch und in vielen Variationen erhältlich.

Nachteile: Teuer


Nass-Barf - Barf in Dosen

Hier schlägt der Marketingfaktor BARF durch: dies ist nichts anderes als Dosenfutter, basierend auf einer klassischen BARF-Zusammensetzung und im besten Fall frei von Geschmacksverstärkern, Farb- und Konservierungsstoffen. Wie ja eine gutes Dosenfutter sein sollte – aber BARF ist es für mich nun wirklich nicht mehr.



Quellen:

(1, 2, 3) https://drianbillinghurst.com/ abgerufen am 27.01.2023


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